Wie die iranische Diaspora in Deutschland die Revolution erlebt
Zwischen Hoffnung, Schmerz und Entschlossenheit
Im September 2022 starb die Iranerin Jina Mahsa Amini, nachdem sie von der sogenannten „Sittenpolizei“ verhaftet worden war, weil ihr Kopftuch nicht richig saß. Seitdem gehen die Menschen im Iran auf die Straße um friedlich gegen das theokratische Regime in Teheran zu protestieren. Diese Proteste werden immer wieder mit Gewalt niedergeschlagen. Während in westlichen Medien oftmals lediglich von „Protesten“ die Rede ist, ist es für die allermeisten Iraner:innen viel mehr als das – nämlich nichts weniger als eine Revolution. Berichte über derartige gesellschaftlich Umwälzungen werden außerhalb des Westens nur sehr abstrakt wahrgenommen, unsere Sicht auf den Mittleren Osten entspricht oft einem gewissem Zerrbild. Ich begann deshalb Menschen zu portraitieren und zu interviewen, die außerhalb des Irans am Besten über den Iran erzählen können – die iranische Diaspora in Deutschland. Es geht mir hierbei darum den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und so den deutschen Leser für den Kampf der Iraner:innen für Freiheit und Selbstbestimmung zu sensibilisieren, liegt doch die Verteidigung dieser Grundwerte in unserem ureigenem Interesse.
Denn, so glaube ich: Die Identifikation mit dem Menschen ist immer größer, als die mit einer Politik
– Fotos und Text: Stephan Lucka
Ghazal kam vor fünf Jahren, mit Mitte 20, aus dem Iran nach Deutschland und studiert hier Soziale Arbeit. Schon früh im Leben bemerkte sie, dass sich die Dinge im Iran nicht richtig anfühlen: In der Mittelschule eckte sie bewußt bei der Schulleiterin an, in dem sie einen hohen Zaun überkletterte,
der als Sichtschutz gegen die Blicke der Jungen aufgebaut war. Sie wollte die angebliche „Unüberwindbarkeit“ des Zauns
schlicht nicht akzeptieren. Später wurde sie mehrmals von der sogenannten „Sittenpolizei“ verhaftet, geschlagen und beleidigt – unter anderem wegen schwarzen Nagellacks und einer zu kurzen Hose. Irgendwann wurde ihr klar: Du kannst hier nur überleben, wenn Du „die Fresse“ hältst – und eben das konnte sie nicht.
Bald war ihr klar, dass sie so im Iran nicht in Freiheit leben konnte.
„Ich bekomme eine
Gänsehaut, wenn ich sehe, dass nun im Iran ethnische Minderheiten wie Türk:innen, Belutschis, Gilakis und andere Minderheiten an der Seite von Kurd:innen stehen. Es ist etwas passiert, was vorher noch nie passiert ist: Alle sind zusammen aufgestanden. Das Regime hat immer versucht, diese Gruppen gegeneinander auszuspielen und es ist richtig schön zu sehen, dass es dieses mal nicht funktioniert. Und das macht es zu einer wirklichen Revolution.“
Toomaj Salehi ist ein für seine regimekritischen Texte im Iran bekannter Rapper und Aktivist. Vor kurzem wurde er verhaftet und – laut seiner Familie – auch gefoltert. Für Ghazal hat dieser Künstler eine besondere Bedeutung, weil er mit seiner Musik eine Stimme der jungen iranischen Generation Z geworden ist. Als sie von ihm redet, hat sie Tränen in den Augen.
Puyan Mahmudian (36) stammt aus Kermansha im Westen Irans und gehört zur kurdischen Minderheit. Im Iran war er Redakteur einer regimekritischen Studierendenzeitschrift und wurde deswegen vom Studium ausgeschloßen, sogar für einige Zeit inhaftiert. Nach dieser Erfahrung verließ er den Iran, um in Deutschland Soziologie zu studieren. Inzwischen ist er Doktorant und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster und forscht zu Machtrelationen im Islamismus. Dieses Studium ist für ihn die Erfüllung eines Traums, der ihm im Iran verwehrt wurde.
„Der Westen muss den Stereotyp
eines religiös-konservativen iranischen Volkes endlich ablegen. Dies entspricht viel zu sehr dem ideologischen Narrativ des Regimes und hat mit dem wirklichen Leben im Iran nichts zu tun. Der Blick muss tiefer gehen, dahin was die Men- schen im Iran wirklich wollen. Man sollte auch keine Angst vor einem Bürgerkrieg oder Instabilität in der Region haben. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir demokratiefähig sind. Es steckt diese Kraft im Iran, eine einigermaßen stabile, liberale Demokratie hervorzubringen und der gesamte Mittlere Osten könnte sich dadurch positiv verändern.“
Ali Heydarian war eine wichtige Figur im kurdischen Widerstand gegen das Regime in Teheran. Er wurde 2012 hingerichtet. Puyan begnete ihm während seiner eigenen Inhaftierung im Jahre 2007. Ali hatte einen großen Einfluss auf den 21-jährigen Puyan, der von seiner Menschlichkeit seinem gebildeten, reifen Charakter und seiner moralischen Hal- tung beeindruckt war.
Mina Abbas Panah ist 30 Jahre alt und lebt in Dortmund. Sie kommt aus den kurdischen Gebieten im Westen Irans. Sie studierte Fotografie in Teheran und kam vor zwei Jahren nach Deutschland, um mit ihrem deutschen Ehemann zusammenzuleben. Seit sie ein Kind war träumte sie davon,
den Iran mit seinen strengen, religiös begründeten Restriktionen, hinter sich zu lassen und in einem freieren Land zu leben. Doch seit sie in Deutschland lebt, ist ihr bewußt geworden, welch große Rolle der Iran immer noch für sie spielt und wie die Verbindung zu ihrem Heimatland eher noch stärker geworden ist.
„Das deutlichste Zeichen für
mich, dass nun eine Revolution passiert, ist, das junge Schul- mädchen landesweit ihre Kopftücher abnehmen und die Bilder von Khamenei und Khomenei abreissen und verbrennen. Sie leben den Traum, den sich meine Generation nie ge- traut hat zu träumen. Diese jungen Mädchen – die Zukunft des Irans – werden nicht stillhalten, wenn ihre grundlegenden Menschenrechte verletzt werden, sie werden für ihre Freiheit kämpfen. Wir wollen nicht aufgeben. Wir schulden das all den 16-Jährigen, die ihr Leben schon für die Freiheit gegeben haben. Wir tun alles um ihren Traum wahr werden zu lassen.“
Karim ist Musiker und ging mit Mina auf die gleiche Kunsthochschule in Teheran. Er träumte immer davon in Deutschland zu leben, hatte sogar schon fließend deutsch gelernt. Weil er die Proteste in den sozialen Medien unterstützte, wurde er vor Kurzem verhaftet. Niemand weiß derzeit wo er sich genau befindet.
Yasmin ist 33 Jahre alt. Sie ist eine im Exil lebende iranische Szenische Forscherin und Aktivistin. Sie stammt aus der Provinz Gilan im Nordiran und gehört zur ethnischen Minderheit der Gilaki.
„Das Regime wird niemals
freiwillig zurücktreten. Auch die Entscheidungsträger außerhalb
Irans werden nur auf Druck der Weltöffentlichkeit Schritte gegen das Regime einleiten. Deshalb ist der Druck der Weltöffentlichkeit auf das Regime so wichtig. Wir brauchen konkretere Sanktionen:
Viele Angehörige des Regimes leben immer noch priviligiert und unbehelligt im Westen, es sind immer noch regimenahe Lobbyisten, gerade in Deutschland, tätig. Diese Personen müssen ausgewiesen und ihre Vermögen eingefroren werden. Deutschland ist der größte Handelspartner des Irans, und könnte auch durch entsprechende Handelsbeschränkungen weiteren Druck ausüben.“
Das ist Yasmin am Tag ihrer Einschulung, an dem sie zum ersten Mal den Hidjab tragen mußte. „Ich schaue verwirrt und verunsichert, denn ich verstand nicht warum ich von jetzt an das Kopftuch tragen musste“
Darya (31) machte ihren Bachelor in Theaterwissenschaften in Teheran und kam vor vier Jahren nach Dortmund um Informatik zu studieren. Aber vor allem kam sie um frei zu sein. Sie frohr als sie im kalten deutschen September 2018 zum ersten mal ohne ihr Kopftuch auf die Straße ging, und genoß es trotzdem sehr. Gleichzeitig fühlte sie sich aber auch schuldig für eine Freiheit, die nur sie genießen durfte und vielen Iraner:innen verwehrt blieb.
„Solange es dieses Regime gibt,
gibt es keine Hoffnung mehr im
Iran und die jungen Menschen
sehen keine Zukunft mehr für sich.
Es ist erträglicher für die
Menschen, gegen dieses Regime
zu protestieren und sein Leben
zu riskieren, als so weiterzuleben. Denn das Leben selbst ist zum Albtraum geworden.“
Darya’s Tante Razie wurde im Zuge von Massenexekutionen in den 80er Jahren im Evin-Gefängnis ermordet, ihre Leiche in einem Massengrab verscharrt. Obwohl Darya erst 3 Jahre nach ihrem Tod geboren wurde, war sie doch immer in ihrem Leben präsent. Als Kind erinnert sie sich daran, wie ihre Großmutter jeden Abend um ihre Tochter weinte.
Roozbeh kommt aus Sanandaj in den kurdischen Gebieten im Westen Irans Er ist Musiker und Produzent, spielt Santour (ein zitherähnliche, iranisches Instrument) und Geige und produziert überwiegend Musik für die internationale kurdische Community. In der Vergangenheit wurde ihm wiederholt mit Entführung gedroht, sollte er seine musikalische Tätigkeit für verschiedene kurdische Parteien nicht einstellen. Er floh 2015 nach Deutschland. Inzwischen ist sein Status als politischer Flüchtling in Deutschland offiziell anerkannt. Während der Übergriffe der Revolutionsgarden auf die Bevölkerung in seiner Heimatstadt Sanandaj Anfang Oktober 2022, sah er in den sozialen Medien ein Video auf dem die Schüsse der Sicherheitskräfte auf die Zivilbevölkerung zu sehen und zu hören waren. Das Video war von einem Aussichtspunkt aufgenommen, von dem Roozbeh selbst oft auf seine Heimatstadt geschaut hatte. Sie nun so zu sehen, war ein sehr schmerzhafter, verzweifelter Moment für ihn.
„Große Teile der Bevölkerung
haben die Hoffnung auf Besserung verloren, sie haben nichts mehr zu verlieren. Entweder leben wir in Würde, oder wir leben gar nicht. Es gibt da diese Mentalität in einer Revolution zu sein und es gibt keine Anzeichen, dass das nachlassen wird. Die Protestierenden lernen dazu, kommunizieren und entwickeln Strategien. Niemand im Iran ist noch dieselbe Person wie vor drei Monaten. Die Menschen sind sehr entschloßen und wollen nicht zur Normalität zurückkehren.“
Auf diesem Bild ist Roozbeh’s Mutter zu sehen, die von einem kurdischen Widerstands- kämpfer in Sanandaj eine Pistole ausgehändigt bekommt. Bereits ab 1979 kam es in den kurdischen Gebieten Irans immer wieder zu bewaffneten Aufständen gegen das Regime in Teheran. Roozbeh ’s Mutter war für Roozbeh, in ihrer Entschloßenheit und ihrem Mut zum Widerstand, immer eine Inspiration.
Sima ist 32 Jahre alt und kommt aus Sanandaj in Kurdistan, im Westen Irans. Vor fünf Jahren kam sie nach Deutschland um in Dortmund Soziale Arbeit zu studieren, nachdem sie im Iran einen Bachelorabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen gemacht hatte. Schon als Teenager schrieb sie in ihr Tagebuch: „Warum werden die Jungs anders als die Mädchen behandelt? Warum haben die Jungs Freiheiten, die ich nicht habe?“ Sie störte sich an diesen patriarchalischen Strukturen, das Männer über sie bestimmen sollen, war eine Horrorvorstellung für sie. Später organisierte sie eine Frauenrechtsdemonstration an ihrer Universität und wurde daraufhin vom Geheimdienst verhört und bedroht, was sie nicht davon abgehalten hat, sich im Verborgenen weiter zu engagieren.
„Oft denke ich:
Wenn ich mutiger wäre, wäre ich
jetzt im Iran. Lange hatte ich
ein schlechtes Gewissen hier in Deutschland in Sicherheit zu sein, während in meinem Heimatland Menschen sterben. Diese psychische Belastung ging so weit, dass sogar mein Studium und meine Arbeit darunter litten. Es war so als wollte ich mir irgendwie selbst das Leid zufügen, was meine Landsleute im Iran gerade erleiden. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass das nicht der richtige Weg ist. Ich denke, im Moment ist es die Aufgabe jeder Iraner:in in der Diaspora sich hier in Deutschland
so gut wie möglich für die
Revolution zu engagieren.“
Vouria Ghafouri, ist ehemaliger Fussballna- tionalspieler des Irans. Er stammt, wie Sima, aus Sanandaj. Aufgrund seiner regimekritischen Haltung wurde er Ende November 2022 ver- haftet und später auf Kaution freigelassen. Eigentlich hasst Sima Fussball, aber sie be- wundert Vouria’s Selbstlosigkeit, seinen Idealismus, und „beneidet“ seinen Mut.
Sonia ist Kurdin und stammt aus Mahabad im Nordwesten Irans. Sie kam vor 5 Jahren nach Deutschland, um Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Als junge Studentin nahm sie an einem Sitzstreik gegen die Geschlechtertrennung in ihrer Universität teil, und wurde daraufhin verwarnt und von ihren Professoren bei der Notenvergabe benachteiligt. Weil sie in Teheran eine „zu kurze Jacke“ trug, wurde sie von der „Sittenpoli- zei“ verhaftet und stundenlang festgehalten, danach war sie so aufgewühlt, dass sie sich an beim Kochen den Arm verbrannte. Die Narbe ist heute noch zu sehen.
„Große Teile der Bevölkerung
haben die Hoffnung auf Besserung verloren, sie haben nichts mehr zu verlieren. Entweder leben wir in Würde, oder wir leben gar nicht. Es gibt da diese Mentalität in einer Revolution zu sein und es gibt keine Anzeichen, dass das nachlassen wird. Die Protestierenden lernen dazu, kommunizieren und entwickeln Strategien. Niemand im Iran ist noch dieselbe Person wie vor drei Monaten. Die Menschen sind sehr entschloßen und wollen nicht zur Normalität zurückkehren.“
Farzad Kamanger war ein in Kurdistan bekannter kurdischer Lehrer, Autor und Menschenrechtsaktivist. Er wurde 2010 hinge- richtet. Für Sonia waren sein Idealismus und sein Einstehen für Gerechtigkeit immer eine Inspiration für ihr eigenes Leben. Einer der letzten Nachrichten von Farzad vor seiner Hinrichtung war: „Ist es möglich, Lehrer zu sein, wenn es eine Dürre der Gerechtigkeit und Fairness gibt, und nicht das Alphabet der Hoffnung und Gleichheit zu lehren?“
Shoreh wurde vor 31 Jahren in Karadj, einer Nachbarstadt Teheran’s geboren. 2021 kam sie nach Deutschland um ihren Doktor in Elektrochemie an der Universität Essen-Duisburg zu machen. Zuvor hatte sie im Iran ein Physikstudium abgeschlossen. Als Teenager besuchte sie dasselbe Hochbegabtengymnasium wie Sarina Esmailzadeh, einer 16-jährigen Schülerin, die durch Milizen des Regimes zu Tode geprügelt wurde. Wenn sie auf Instagram Videos anschaut wie Sarina das Lied „Take me to church“ von Hozier singt, welches auch ihr Lieblingslied ist, oder über Frauenrechte redet, dann sieht sie ihr jüngeres Ich, sagt sie. Es sind dieselben Gespräche, dieselben Themen wie damals, Sarina könnte auch sie sein. Es sei nur schwer zu akzeptieren, dass sie lebe, und Sarina Tod sei.
„Als Frau bist du im Iran Bürger zweiter Klasse. Mein Mutter hatte vor der Revolution 1979 mehr Freiheiten als ich jetzt. Noch vor einiger Zeit war es mir peinlich, dass viel Iraner:innen sich einfach still un- terdrücken liessen. Aber jetzt bin ich froh, dass diese Revolution von Frauen ausgeht, dass sie ihre Rechte einfordern, dass sie sich nicht mehr unterdrücken lassen wollen, dass sie aufgewacht sind. Ich will nicht zu optimistisch sein, aber ich glaube der nächsten iranischen Regierung wird eine Frau vorstehen.“
Mina Jandaghi ist die Schwester einer ehemaligen Kommilitonin von Shoreh. Wie Shoreh engagierte auch sie sich gegen Kin- derarbeit im Iran. Sie besuchten sogar das gleich Gymnasium. Mina Jandaghi wurde am 27. Oktober zuhause verhaftet, seitdem hat die Familie keinen Kontakt mehr zu ihr. Sie wird ohne Anklage, oder Angabe von Gründen seitdem festgehalten.
Elaheh Hoppe ist 40 Jahre alt und arbeitet als Lehrerin in Dortmund. Sie ist in Teheran geboren und kam mit fünf Jahren nach Deutschland. Ihre frühesten Erinnerungen reichen zurück bis in das Teheran des 1. Golfkriegs, als ihre Mutter sie unter ihrem Tschador versteckte und vor Bombenangriffen flüchtete.
Elaheh’s iranische Großmutter vererbte ihr diesen Ring, den sie trägt, weil er sie an ihre ei- genen Wurzeln erinnert.
Parham Mehrdad Farhadi kommt aus Kermansha im kur- dischen Teil Irans, und gehört zur religiösen Minderheit der Yarsan (eine dem Yesidentum ähnliche Religionsgemeinschaft). Parham kam mit 18 Jahren nach Deutschland und beantragte 2018 Asyl, weil er sich ein freieres Leben wünschte. Denn seine Religionsgemeinschaft wird im Iran unterdrückt und verfolgt. „Ich konnte im Iran nicht ich selbst sein, nicht mein eigenes Leben leben.“
„Früher konnte das Regime
einfach unbemerkt Leute verhaften und ermorden, jetzt schaffen sie es nicht mehr, weil die Menschen hinschauen. Aber viele meiner Freunde und Kollegen im Iran haben auch Angst vor der Brutalität des Regimes – den vielen Toten, den Verhaftungen. Das kann man spüren. Aber die Menschen sind entschlossen, sie wollen Freiheit, sie wollen einfach Mensch sein. Wir müssen weitermachen, nicht nachlassen, diese kämpferische Energie behalten. Dann wird das Regime verschwinden.“
Saman Yasin ist ein bekannter kurdischer Rapper, der das iranische Regime in seinen Texten und auf Social Media immer wieder lautstark kritisiert hat. Seit zwei Monaten ist er inhaftiert und von Hinrichtung bedroht. Yasin kommt, wie Parham, aus Kermansha und gehört ebenso zur religiösen Minderheit der Yarsan. Deshalb ist er für Parham zur Identifikations- figur geworden. Er kann sehr gut nachfühlen, was Yasin in seine Texten sagt.
Nasser (geb. 1960 in Sanandaj, Westiran) arbeitete im Iran als Lehrer bevor er nach Deutschland kam. Nasser wuchs in einem Waisenhaus auf und bereits als Jugendlicher wurde er politisch aktiv. Heute arbeitet er als Autor und begleitet als Sozialpädagoge sozialbenachteiligte Kinder, Jugendliche und Familien.
„Die Utopie ist die Mutter der Realität. Ich hoffe auf einen einen Regimewechsel im Iran, ein freies
und menschenwürdiges Gesellschaftssystem, eine pluralistische Demokratie. Ich selbst sehe mich als Weltbürger und ich denke, dass eine neue Weltordnung ohne Unterdrückung, Ausbeutung und ohne Grenzen möglich ist.“
Ahmad Mohammadi – Nasser’s bester Freund aus seinen Kindertagen im Waisenhaus in Sanandaj. Als beide ca. zwölf Jahre alt waren, half er Nasser nach seiner Mutter zu suchen, von der Nasser als Kind getrennt wurde. Bei der Suche stellte sich heraus, dass Nasser’s Mutter bei einem Bombenangriff im iranisch- irakischen Grenzgebiet getötet wurde. Auch Ahmad starb später, als sein Fahrzeug versehentlich von einer Rakete getroffen wurde. Er war sofort tot.